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Oliver Steller
und das Philharmonische Orchester Hagen
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„Gedichte sind gesprochene Musik“
Der Rezitator Oliver Steller und der Dirigent Florian Ludwig lassen mit viel Mut ihre Welten verschmelzen.
Pressestimme der Iserlohner Zeitung:
„Hier der lustvoll in der Fülle der satten Orchesterklänge wühlende Florian Ludwig, dort der fast schon asketisch wirkende Oliver Steller, der nur ein leise hingehauchtes Wort braucht, um einen ganzen Theatersaal ins Mark zu treffen.
Auf den ersten Blick erschienen die beiden Protagonisten des Konzertprojektes „Jahreszeiten“ doch eher wie zwei Antipoden, die aus sehr unterschiedlichen Richtungen kommen: Der eine als Rezitator vom gesprochenen Wort, der andere als Generalmusikdirektor des Philharmonischen Orchesters Hagen von der symphonischen Musik.
„Gedichte sind gesprochene Musik“ hielt Oliver Steller zu Beginn des Konzerts eine Definition aus dem Kinder-Brockhaus dagegen, die deutlich macht, dass beides eigentlich doch sehr eng beisammen liegt. Und so machten sich diese beiden großartigen Bühnenkünstler daran, ihre Welten zu verschmelzen – Gedichte mit Musik, Neues mit Altem, Bekanntes mit selten Gehörtem. „Wir graben die Blumen mit all‘ ihren Würzlein aus und gruppieren sie neu“, nannte Oliver Steller ihre Verfahrensweise und lud das Publikum ein zu einem Spaziergang durch diesen wundersamen Garten. Denn was dabei herauskam, war in der Tat erfrischend neu. Nach Herzenslust wurden da klassische Werke auseinandergepflückt, mit Texten versehen und wieder neu zusammengesetzt. Das brach in gewisser Weise mit den Gewohnheiten des klassischen Konzertbetriebs und hat wohl gerade deswegen richtig Spaß gemacht.
Mit Oliver Steller stand natürlich auch ein Mann vor dem Orchester, der nicht nur durch seine Fähigkeiten als Rezitator, sondern auch durch seine musikalische Klasse in der Lage ist, Glanzlichter zu setzen. Besonders zu erwähnen ist hier seine Adaption der brustgeklopften Bobby-McFerrin-Version des Beatles-Klassikers „From Me to You“, die er mit Paul Pfeffers Gedicht „Mädchengebetchen“ versah. Und auch seine gesprochenen Beiträge glichen einem „Best off“ seiner bisherigen Programme: „Der Mensch“ und „Der andere Mann“ von Tucholsky, „Der über uns“ von Lessing, „Rückschau“ von Heine – die heitere Note überwog bei weitem.
Ebenso wie in der Musik, bei deren Auswahl Florian Ludwig nicht durch die Tiefen der deutsch-romantischen Schwermut watete, sondern mit Mendelssohns „Hebriden-Ouvertüre“, einigen Orchester-Miniaturen von Grieg oder Tschaikowskis „Blumenwalzer“ eher auf die bezaubernden Momente der Romantik setzte – natürlich immer passend zur Jahreszeit. Scheu vor zu viel Schönheit in der Musik hatten Ludwig und Steller bei ihrer Werkauswahl keineswegs. An der Spitze stand in dieser Hinsicht gewiss die berühmte „Air“ von Bach, die als Untermalung von Rilkes ebenso berühmtem „Herbsttag“ diente. In anderem Zusammenhang würde man eine solche Kombination schnell als Kitsch abtun. In dieser umwerfenden Besetzung mit der eindringlichen Vortragsweise Stellers und dem hervorragend spielenden Orchester war das aber einfach ein traumhaftes Erlebnis. Steller und Ludwig traten hier eindrucksvoll den Beweis an, dass Schönheit in der Musik nicht gleich seicht oder belanglos sein muss. Noch deutlicher wurde das bei den eigenen Gedicht-Vertonungen von Oliver Steller, etwa bei Heines „Nachts in der Kajüte“ oder Rilkes „Lösch mir die Augen aus“.
Das Publikum im vollbesetzten großen Haus quittierte diesen Konzertabend, der wegen der starken persönlichen Note der Akteure gewiss zu den berührendsten der letzten Jahre zählt, mit stehenden Ovationen und Bravo-Rufen.
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